Diakonisches Lernen

10 Jahre Netzwerk Diakonisches Lernen in Bayern. Fachtag und Event am 15.10.2021

von Dr. Martin Dorner

Sozialministerin Carolina Trautner würdigt die Verdienste des Netzwerks bei einem Fachtag im Religionspädagogischen Zentrum Heilsbronn: „Durch ihren Einsatz erfahren die Jugendlichen, wie wertvoll es sein kann, sich für die Allgemeinheit einzusetzen!“

Drei Ziele hatten sich der wissenschaftliche Beirat und die Netzwerkgruppe für den Event zum 10-jährigen Bestehen des Diakonischen Lernens in Bayern gesetzt. Erstens: Die „Meilensteine und Erfolge“ der letzten 10 Jahre aufleuchten lassen. Zweitens: Ein „Agapemahl“ feiern, bei dem Brot, Trauben und Geschichten aus mehreren diakonischen Lernorten durch Schüler, Lehrkräfte und Fachkräfte der Diakonie live erlebbar werden. Drittens: Die „Perspektiven“ des bayernweiten Netzwerks für die nächsten 10 Jahre in Augenschein nehmen.

Sozialministerin Carolina Trautner, die für einen Impuls aus der Politik in das Religionspädagogische Zentrum der Evang.-Luth. Kirche Bayerns nach Heilsbronn kam, nannte Diakonisches Lernen ein Modell für die Gesellschaft, bei dem Lehrkräfte mitwirken, dass ihre Schüler und Schülerinnen eine andere Perspektive einnehmen. Sie würdigt die Verdienste des Netzwerks, das seinen Anfang im Diakonischen Werk Bayern nahm und jetzt im Religionspädagogischen Zentrum angesiedelt ist: „Es ist bemerkenswert,“ so die Ministerin, „wie Sie in nur zehn Jahren eine bayernweite Bewegung etabliert haben, welche Schülerinnen und Schüler, Studierende, diakonische Fachkräfte und Lehrkräfte an inzwischen 150 Lernorten in Bayern miteinander vereint. Zehn Jahre Netzwerk Diakonisches Lernen in Bayern beinhaltet eine Menge Erfahrungen, Begegnungen und Engagement: durch ihren Einsatz erfahren die Jugendlichen, wie wertvoll es sein kann, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Diese Erfahrung ist wichtig für die Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements und das Sozialgefüge in unserer Gesellschaft! Dafür danke ich allen Beteiligten von ganzem Herzen!“

Ein liturgisches Essen mit Brot und Trauben war die spirituelle Mitte der Veranstaltung und hat der Feier ihren besonderen Charakter verliehen. Diakon Heiko Grüter-Tappe aus der braunschweigischen Landeskirche leitete diese Agapefeier und beleuchtete Zusammenhänge zwischen Jesu Bergpredigt („Ihr seid das Licht der Welt“, Mt 5,14), dem „leiblichen Lernen“ und zukunftsfähigen Modellen für den Religionsunterricht, die am Beispiel der außerschulischen diakonischen Lernorte sowohl in Niedersachsen als auch in Bayern Anlass zur Hoffnung geben.

Der Tag war als ein Wechselspiel aus Schülerpräsentationen (Celtis-Gymnasium Schweinfurt, Ganztagsschule Gräfenberg und Soziales Radhaus Hersbruck), Statements von kirchlichen und diakonischen Verantwortungsträgern (Dr. Jürgen Belz, RPZ; Pfarrerin Martina Klein, Evangelische  Schulstiftung in Bayern; Ina Strickstrock, Diakoneo) und Fachvorträgen (Prof. Dr. Werner Michl: „Erlebnis und Pädagogik“; Pfarrerin Jessica Tontsch: „Diakonisches Lernen mit Jugendlichen“; Prof. Dr. Michael Fricke / StDin Vera Utzschneider: „Meilensteine diakonischen Lernens in Bayern“) und Clownerien (Francesca Mimosa Furiosa) konzipiert.

Die Journalistin Beke Maisch moderierte treffsicher, so dass die einzelnen Teile des Fachtags sich zum großen Ganzen fügten. Unterstützung fand sie in den beiden Schülern Katie Nuttall und Denis Khraban, die die musikalischen Beiträge der Schulband (Berufliches Schulzentrums Diakoneo/Neuendettelsau) und von Abiturienten aus einem diakonischen P-Seminar (Celtis-Gymnasium Schweinfurt) präsentierten.

Wie aber ist nun die Perspektive des Diakonischen Lernens für Bayern? Wie soll oder kann die Geschichte weitergehen? Manche Teilnehmerin und auch mancher Verantwortliche wurden hier recht deutlich. Das Netzwerk befindet sich seit Jahren in einer oft unklaren Lage, was seine Bedeutung für Kirche und Diakonie und seine personelle und finanzielle Ausstattung betrifft. Die Schulpfarrerin Angela Weigel, regelmäßig mit großen Schülergruppen im Wilhelm-Löhe-Heim in Schweinfurt aktiv, meint: „Motivierte Schüler und Schülerinnen gibt es eigentlich überall. Es kommt jedoch auf den Startimpuls durch eine Lehrkraft an. Dazu muss es zum Beispiel Fortbildungsangebote im RPZ geben.“ Sie fordert große diakonische Träger, wie z.B. Diakoneo oder die Rummelsberger Diakonie und die Landeskirche dazu auf, sich als „Tankstelle“ für das bayernweite Netzwerk aus Lehrkräften und Fachkräften zu begreifen.

Der Präsident des Diakonischen Werkes Bayern, Michael Bammessel, äußert in seinem Statement, dass Diakonisches Lernen „kein Selbstläufer“ sei. Er hat dabei die diakonischen Träger im Blick und meint, dass es bei der Netzwerkarbeit und der Akquise von weiteren Lernorten auf „organisatorisches Geschick ankommt“. „Wir“, so Bammessel, „kommen nicht ohne Menschen im Hintergrund aus.“ Kirchenverwaltungsdirektor Matthias Tilgner aus dem landeskirchlichen Schulreferat hat die Vision, Diakonisches Lernen in die kirchlichen Reformprozesse zu integrieren, weil Diakonisches Lernen gleich mehrere Kriterien aus „Profil und Konzentration“ (PuK) erfülle. Diakonisches Lernen, so Tilgner, ermögliche auf beispielhafte Weise „soziale und christliche Bildung“.

Am Ende ist vielleicht entscheidend, was Prof. Dr. Johannes Haeffner (Rummelsberger Diakonie und Evang. Hochschule Nürnberg) dem Netzwerk ans Herz legt: Diakonisches Lernen solle „Plausibilitäten“ für diese Art des Lernens innerhalb der Diakonie erzeugen und die Fachkräfte und Pädagogen im Netzwerk können „Multiplikatoren“ ausbilden. So kann die Geschichte in den nächsten 10 Jahren weitergehen.

   

Diakonisches Lernen unter Corona-Bedingungen

Bei einem Zoom-Meeting im November 2020 von Dr. Dorner mit Lehrkräften, Ehrenamtlichen und diakonischen Fachkräften, die sich im Diakonischen Lernen engagieren, wurden neue Ideen und bewährte Methoden zur Verfügung gestellt, wie Diakonisches Lernen unter den Bedingungen von Corona stattfinden kann.
Die Präsentation und alle Methoden finden sich auf der HP: http://www.diakonisches-lernen.de/aus-unserer-initiative/news-im-detail/news/diakonisches-lernen-unter-pandemiebedingungen-bewaehrte-und-neuartige-methoden-fuer-naechstenliebe-in-coronazeiten

Gelungene Beispiele aus Evangelischen Schulen

Realschulen:

Laurentius-Realschule Neuendettelsau:
sozialdiakonisches Profil

Evangelische Realschule Ortenburg:
http://www.realschule-ortenburg.de/unsere-schule/diakonisches-lernen/

Realschule Gunzenhausen:
Freiwilliges soziales Schuljahr und Soziales Engagement

Schulen Schloß Schwarzenberg:
Freiwilliges Soziales Schuljahr

 

Fachoberschulen

Christian-von-Bomhard-FOS Uffenheim:
Diakonisches Lernen

 

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir ...

"Genau hier setzt der Leitgedanke für die Berufsfähigkeit mit den verschiedenen Kompetenzen an. Die wandelnden Aufgaben in der schnelllebigen Arbeitswelt und Gesellschaft warten auf die Leitgedanken für das diakonische Lernen. Dieses Engagement in der Schule zu leben und zu gestalten zeigt, dass sich die Schule in die entsprechende Richtung entwickelt: hier können alle Beteiligten Anderen begegnen und anders lernen.

So gesehen ist eine Schulentwicklung mit der Basis des diakonischen Lernens eine hervorragende Möglichkeit, den Lebensraum Schule lebens- und liebenswert für alle Beteiligten zu erschließen.

Diakonisches Lernen ist daher in hervorragender Weise die passende Antwort für die Schule von heute: Wir fördern die Schülerschaft bei ihrer individuellen Lebensgestaltung und sensibilisieren sie für ein verantwortungsbewusstes Handeln im beruflichen und öffentlichen Lebensalltag. Das ist ein zentraler Bildungsauftrag unserer Evangelischen Schulen."

Karolina Croner, OStDir, Schulleitung des Beruflichen Schulzentrums in Neuendettelsau