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„Fortbildung in den ersten Dienstjahren“ - Die Evangelische Schulstiftung feiert Jubiläum der "3. Phase"

Am 19. Juli wurde im Haus Eckstein in Nürnberg ein Jubiläum gefeiert, das eigentlich schon vor zwei Jahren stattgefunden haben müsste. Worum ging es bei der Jubiläumsfeier?

Die Qualifikation für den Lehrerberuf wird in Bayern –wie in den meisten Bundesländern – in drei Phasen erworben, die folgende Schwerpunkte aufweisen: Hochschulstudium, pädagogisch-didaktische Ausbildung an Seminarschulen, berufsbegleitende Fort- und Weiterbildung. Während es für die erste und zweite Phase Studien- bzw. Ausbildungsordnungen und institutionalisierte Erfolgskontrollen gibt, kennt die dritte Phase in der Regel weder das eine noch das andere. Für evangelische Schulen gilt das in besonderer Weise – haben sie doch ihren eigenen Auftrag, der sich vom christlichen Menschenbild und den gesellschaftsdiakonischen Aufgaben der Kirche ableitet. Was dies konkret im Schulalltag bedeutet und wie sich eine evangelische Schule den immer neuen Herausforderungen stellen kann, ist weder Teil der staatlichen Ausbildung noch lässt es sich im Schnellverfahren vermitteln.

Impressionen zum Jubiläum der 3. Phase!

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen hat die Evangelische Schulstiftung in Bayern ein anspruchsvolles und intensives Fortbildungsmodell für Lehrkräfte in den ersten Dienstjahren konzipiert, das seit 1991 umgesetzt wird. Diese Fortbildung macht nicht nur mit den spezifischen Anforderungen evangelischer Schulen vertraut, sie unterstützt die Lehrkräfte dabei, den eigenen Standort zu finden sowie die eigene Lehrerpersönlichkeit zu entwickeln. Aufgrund dieser die ganze Lehrerpersönlichkeit in den Blick nehmenden Zielsetzung, ist diese Fortbildung auf ein ganzes Schuljahr hin angelegt und richtet sich an Lehrkräfte in den ersten Dienstjahren, die an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen der Evangelischen Schulstiftung in Bayern unterrichten, zunehmend aber auch an Lehrkräfte, die in den Mittleren Dienstjahren sind. Die Teilnehmer dieser Fortbildung ( in der Regel acht bis zwölf Lehrkräfte pro Jahr ) treffen unter der Leitung eines Gruppenbetreuers alle zwei Wochen in den Räumen der Evangelischen Schulstiftung in Nürnberg zu Seminartagen zusammen, die jeweils den ganzen Freitag stattfinden. Daneben gibt es auf das Jahr verteilt Blocktagungen (jeweils von Mittwoch bzw. Donnerstag bis Samstag) zu folgenden Themen:

- Planen und Lernen im Team:

Einführung in die Methode der Themenzentrierten Interaktion

- Das beratende Gespräch mit Eltern und Schülern

- Theologie und Pädagogik

- Neue Lernkulturen, Schulentwicklung und Evaluation

 

Um diese intensive Fortbildung zu ermöglichen, erhalten die Lehrkräfte eine entsprechende Stundenentlastung (vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte z.Zt. vier Stunden), die von den Schulen so gelegt werden soll, dass die Teilnehmer am Freitag jeweils vom Unterricht freigestellt sind. Da diese Weiterbildungsmaßnahme die weitaus kostenintensivste Maßnahme der Evangelischen Schulstiftung ist, wurde im Jahr 2011, dem eigentlichen Jubiläumsjahr, beschlossen, diese Weiterbildungsmaßnahme von der Evangelischen Hochschule in Nürnberg, unter der Leitung von Prof. Dr. König und Frau Chilla, evaluieren zu lassen. Diese Ergebnisse wurden nun im ersten Teil der Jubiläumsfeier von Prof. König vorgestellt. Wesentliche Ergebnisse in Auszügen sind:

• Die Zufriedenheit der befragten Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit der Zusammenarbeit in der Fortbildungsgruppe ist außerordentlich gut.

• Die Teilnehmenden sind sich einig, dass die Zusammenarbeit sehr gut war.

• Auch die Zufriedenheit mit inhaltlichen Themen wird sehr gut bis gut bewertet. Angemerkt sei hier, dass die Fortbildungsteilnehmenden ihre Themen in der Fortbildung selbst wählen.

• Die Effekte der Fortbildung bewerten die Lehrkräfte als hoch bis eher hoch. Lehrkräfte profitieren insbesondere - hinsichtlich ihrer methodischen Vielfalt, - ihrer Reflexion der Unterrichtspraxis, - ihres Unterrichtens mit höherer Motivation und dem - sichereren Wahrnehmen ihrer Lehrerrolle.

Am wenigsten hoch profitieren sie von der Fortbildung in Bezug auf die bessere Bewältigung des Berufsalltags und das bessere Einbringen im Bereich des Einbringens an der Weiterentwicklung des christlichen Profils an ihrer Schule.

In einem Nachklang zu der Vorstellung der Evaluationsergebnisse wurden in Kleingruppenarbeit erste Kursänderungen für die nächste Weiterbildungsgruppe im religiös-spirituellen Bereich thematisiert. Diese werden zum Teil im nächsten Kurs umgesetzt.

Andrea Felsenstein-Roßberg, die in der Fortbildung den dritten Baustein mit den Schwerpunktthemen „Umsetzung religiös-spiritueller Themen in den Unterricht/Christliches Menschenbild und Arbeiten an Evangelischen Schulen“ leitet, thematisierte in ihrer Andacht einen Gedanken von Bernhard von Clairvaux: Wie das Wasser einer Brunnenschale, das erst überfließt, wenn die Schale gefüllt ist, kann kein Mensch - will er/ sie dauerhaft gesund bleiben- nur aus der eigenen Fülle geben. „Wenn du nicht aus der Fülle geben kannst, schone dich!“ Die Andacht steht hier zum Download zur Verfügung.

Den Festvortrag der Nachmittagsveranstaltung, zu dem alle ehemaligen Dozentinnen und Dozenten sowie Fortbildungsteilnehmende eingeladen waren, hielt Ulrich Steenberg, katholischer Diakon und ehemaliger Schulleiter der Kath. Fachschule für Sozialpädagogik, Ulm, der im Ruhestand die süddeutsche Montessori-Ausbildung leitet. In einem beeindruckenden Vortrag zog er die Verbindung von programmatischen Aussagen Martin Luthers zu den modernen Anforderungen im methodisch-didaktischen Bereich an Evangelischen Schulen und forderte von den Lehrkräften MUT, sich immer wieder dem Wertethema zu stellen und damit auseinanderzusetzen. Die Folien zum Vortrag von Herrn Steenberg stehen hier zum Download zur Verfügung.

 

Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung wurde Dr. Uwe Steinbach nach 10jähriger Tätigkeit für die Evangelische Schulstiftung von Pfarrer Erwin Meister verabschiedet, der sich bei Hr. Dr. Steinbach für sein Engagement um Evangelische Schulen bedankte. Dies gilt insbesondere für die Entwicklung eines Reformmodells Evangelischer Schulen, dem Parsberger Modell und auch für seine Beteiligung an der Entwicklung des neuen Pädagogischen Rahmenkonzepts.

Gegen 21 Uhr ging ein bewegender Tag zu Ende, den ehemalige Kursteilnehmende und die Ausbildungsgruppe 2012/2013 geplant und durchgeführt haben. Dafür sei allen Beteiligten hier noch einmal gedankt. Gedankt sei auch den Gründungsmitgliedern (Dr. Pfeiffer, Dr. Hallwirth, R. Haderlein), sowie den derzeit beteiligten Fortbildnerinnen und Fortbildnern, die sich für das Gesamtprojekt „Dritte Phase“ sehr engagieren.