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Auszeichnung für ausgezeichnete Schüler

Schüler der 10. Klassen der Evangelischen Realschule Ortenburg folgten einer Einladung der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit nach Berlin. Bei einem Besuch in München beim „Lernort Staatsregierung“ hinterließen die 33 Schüler der Evangelischen Realschule Ortenburg (ERO) einen so guten Eindruck, dass ihr Sozialkundelehrer, Andreas Hektor, dazu ermuntert wurde, sich mit den Schülern um eine Einladung zum „Lernort Berlin“ zu bewerben.

Diese Einladung ist eine echte Auszeichnung, findet sie doch für alle bayerischen Schulen nur viermal im Jahr statt! Um den Unterrichtsausfall so gering wie möglich zu halten, startete man am Mittwoch erst mittags nach dem Unterricht, und schon während der Fahrt erhielten die Schüler durch ihre Geschichtslehrerin, Christiane Rösler, einen ersten Eindruck vor Ort über das geteilte Deutschland und die ehemalige Transitstrecke Hof-Berlin. Der nächste Tag begann mit einer 2 ½ stündigen Stadtrundfahrt durch die Berliner Stadtzentren, im ehemaligen Westberlin mit Kurfürstendamm, Tiergarten und Regierungsviertel, im ehemaligen Ostberlin mit den Mauerresten bei der Topographie des Terrors, dem Holocaust-Denkmal, dem Brandenburger Tor, Unter den Linden und den Hackeschen Höfen, also einem Querschnitt durch die Geschichte Berlins von der Industrialisierung über das Kaiserreich, die Nazizeit, die Teilung bis zur Gegenwart. Nach dem Mittagessen in der Bayerischen Landesvertretung folgten dort zwei Referate, zunächst über die Aufgaben der Bayerischen Landesvertretung und dann über den Bundesrat. Zu Fuß ging‘s dann durch das Brandenburger Tor vorbei am Reichstag zum Paul-Löbe-Haus, in dem sich Büros für die Abgeordneten und die Sitzungssäle für die Ausschüsse des Deutschen Bundestages befinden. Dort erwartete die Schüler ein mehrstündiges Planspiel zum Thema Gesetzgebung, beginnend mit der Bildung von Fraktionen, Wahlen der Vorsitzsenden, Bildung einer Koalition, Beratung in Ausschüssen bis zur Abstimmung über eine Gesetzesvorlage, also der Arbeit des Bundestages. Anschließend wurde der Plenarsaal besucht und zum Abschluss konnte man von der Dachterrasse des Reichstags noch einen Blick auf das inzwischen nächtliche Berlin werfen. Am letzten Tag stand dann zunächst ein Besuch im Stasi-Museum auf dem Programm. Geführt von einem Zeitzeugen, der sich selbst 10 Monate in Stasi-Haft befunden hatte, erfuhren die Schüler viel über die Arbeitsweise des „Staatssicherheitsdienstes“ der DDR, die Bespitzelung, den Druck und die Verhörmethoden. Dieser bedrückende Eindruck fand seine Fortsetzung dann in Hohenschönhausen, einem ehemaligen Stasigefängnis. Die Zeitzeugen und ihre Schilderung der Verhöre, der „Lächerlichkeit“ der Anklage, der demütigenden Vorschriften, der Isolation, der psychischen und physischen Folter bewirkten eine tiefe Erschütterung bei den Schülern, zumal die Zeit, in der all das in Deutschland geschah ja erst 30 Jahre zurückliegt. Und so äußerten auch viele der Jugendlichen Dankbarkeit, dass sie in der heutigen Zeit leben dürfen. Insgesamt hat die Fahrt bei den Beteiligten der ERO einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es waren intensive Arbeitstage mit engagierten Schülern, die die Wertschätzung und Verpflichtung zur Bewahrung von Demokratie und Freiheit als Fazit mit nach Hause nahmen.