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Evangelische Schulen sind pädagogische Vorreiter

Augsburg (epd). Als Leiter der Abteilung "Gesellschaftsbezogene Dienste" in der bayerischen evangelischen Landeskirche ist Oberkirchenrat Detlev Bierbaum auch für die evangelischen Schulen zuständig. Ihre Unterstützung sei ihm eine "Herzensangelegenheit", sagte er am Rande der Frühjahrstagung der Landessynode in Augsburg, die sich mit den Themen Jugend und Bildung befasst. Mit Detlev Bierbaum sprach epd-Redakteurin Jutta Olschewski.

 

 

 

epd: Im vergangenen Jahr wurde ein evangelisches Gymnasium in Würzburg eingerichtet, ein weiteres in München ist in Planung, eine evangelische Grundschule soll in Fürth dazukommen: Täuscht der Eindruck oder gibt es einen Trend, evangelische Schulen zu gründen?

 

 

Bierbaum: Konfessionelle Schulen sind ganz stark im Aufwind. Wir spüren ein starkes Interesse, konfessionelle Schulen zu gründen. Aktuell gibt es in Bayern 146 evangelische Schulen, fünf sind in der Gründung.

Bierbaum: Konfessionelle Schulen sind ganz stark im Aufwind. Wir spüren ein starkes Interesse, konfessionelle Schulen zu gründen. Aktuell gibt es in Bayern 146 evangelische Schulen, fünf sind in der Gründung.

epd: Wer hat denn Interesse, solche Schulen zu gründen?

Bierbaum: Das ist sehr unterschiedlich. Die Wünsche kommen ganz stark aus Gemeinden und Dekanaten. Dann wiederum sind es Initiatoren wie die Johanniter, die in München ein zweites evangelisches Gymnasium eröffnen möchten, oder auch engagierte Einzelpersonen. Und ich selbst setze - seit meinem Dienstantritt - ebenfalls einen Schwerpunkt in meiner Arbeit auf die evangelische Schullandschaft. Weil ich denke, dass sie nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Gesellschaft gut ist.

epd: Inwiefern ist sie gut für die Gesellschaft?

Bierbaum: Die Bandbreite evangelischer Schulen entspricht den unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen, die es in einer Volkskirche gibt. Und ich bin froh, dass es eine solche Breite gibt. Aber allen diesen Schulen ist gemeinsam, dass der einzelne Schüler im Mittelpunkt steht, dass er gesehen, ernst genommen wird, dass er in dem gefördert wird, was er mitbringt. An diesen Schulen wird Persönlichkeitsbildung nicht an den Ethik- oder Religionslehrer delegiert. Ich merke immer wieder, wenn ich diese Schulen besuche, da weht schon - ohne etwas zu glorifizieren - ein besonderer Geist. Das schafft eine angstfreie Atmosphäre - auch ein Merkmal evangelischer Schulen. Gezielt auf Ihre Frage antwortend: Wir brauchen in unserer Gesellschaft Menschen mit Rückgrat, Menschen mit Wertmaßstäben, eben Persönlichkeiten.

epd: Die Kirchen sprechen sich für eine gerechte Teilhabe aller an der Bildung aus. Wie aber wollen Sie es schaffen, dass auch Kinder aus sozial schwächeren Familien oder Kinder von Migranten die Schwelle zu diesen Klassenräumen überschreiten? Schließlich kosten die konfessionellen Schulen auch Schulgeld.

Bierbaum: Das ist in der Tat eine berechtigte Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Und ich leugne nicht, dass wir da noch weiter nach Wegen zu suchen haben, um unseren eigenen Ansprüchen im Blick auf Bildungsgerechtigkeit entgegenzukommen. Manchmal gelingt es über eine persönliche Ansprache, eine alleinerziehende Mutter von einer konfessionellen Schule zu überzeugen. In den evangelischen Schulen ist immer eine Staffelung des Schulgeldes möglich, wobei auch klar ist, dass die teilweise oder ganze Schulgeldbefreiung für die einen, einen höheren Beitrag für die anderen Eltern bedeutet. Sonst könnten wir die Schulen nicht betreiben, da es keine 100prozentige Refinanzierung durch den Staat gibt.

epd: Wie kann die evangelische Landeskirche evangelische Schulneugründungen unterstützen?

Bierbaum: Wir unterstützen die evangelischen Schulen vor allem über die Evangelische Schulstiftung. Außerdem unterstützen wir in kleinerem Rahmen gezielt Schulgründungen finanziell, wie hoch muss man im Einzelfall entscheiden. Das hängt von vielerlei Faktoren ab

epd: Auch aus Kreisen der Landessynodalen kommen einzelne kritische Stimmen zu konfessionellen Schulen. Der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein fragt beispielsweise, ob man tatsächlich vom Kultusministerium eine stärkere Förderung der Privatschule fordern sollte, ob es denn nicht eine Schule für alle tue. Was halten Sie dem entgegen?

Bierbaum: Zunächst einmal ist der Anteil der Kinder, die eine konfessionelle Schule besuchen, verschwindend gering. Sie liegt im einstelligen Prozentbereich. Aber ich möchte unterstreichen, dass private Schulen immer Schrittmacher waren, Vorreiter für pädagogische Entwicklungen. Und das brauchen wir in unsere Gesellschaft. (01/0767/21.03.2012)

Eindrücke zur Landessynode zu Thema: "Räume zum Wachsen. Bildung mit jungen Menschen" sind auch über die Homepage der ELKB zu gewinnen!