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Wechsel an der Spitze der Barbara-Schadeberg-Stiftung

Nach beinahe 25jährigem Engagement als Vorstandsvorsitzende der Barbara-Schadeberg-Stiftung hat Stifterin Barbara Lambrecht-Schadeberg aus Kreuztal-Krombach (82) die Leitung der Förderarbeit für evangelische Schulen in Deutschland und Europa an ihren Nachfolger Prof. Dr. Martin Schreiner (59), Universität Hildesheim, übergeben.

Die Stiftung

Die Barbara-Schadeberg-Stiftung wurde 1994 aus dem privaten Vermögen der Unternehmerin Barbara Lambrecht-Schadeberg nach dem Stiftungsrecht der Evangelischen Kirche von Westfalen errichtet. Die Stiftung verfolgt das Ziel, im Evangelium begründete Bildung und Erziehung zu fördern. Die Fördermittel dienen evangelischen Schulen, Internaten und Schulneugründungen, der Lehrerfortbildung und der Wissenschaft. Bereits 1988 und 1989 wurden von der Stifterin zusammen mit ihrem Konfirmator Pfarrer Paul Netz erste Schritte unternommen, das christliche Schulwesen evangelischer Kirchen zu fördern. Die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Schulbünde, ein Fachverband des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland, bildete eine gute Brücke zu den evangelischen Schulen, denn hier arbeiteten Schulen unterschiedlicher evangelischer Trägerschaften zusammen: einige Landeskirchen, Diakonische Werke, Freikirchen und Verbände. Zunächst wurden von der Arbeitsgemeinschaft schulinterne Lehrerfortbildungen an evangelischen Schulen (sog. SCHILFESCH-Programm) – mit Spenden finanziell gefördert – durchgeführt.

1989 löste die Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern eine unerwartete Welle von Gründungen evangelischer Schulen aus. Die Förderung solcher Initiativen brauchte eine verlässliche Struktur, die eine gemeinnützige Stiftung leichter bieten konnte als die Arbeitsgemeinschaft. Am 26. Oktober 1993 wurde die Satzung der Barbara-Schadeberg-Stiftung notariell protokolliert, am 10. Februar 1994 von der Evangelischen Kirche von Westfalen als der Stiftungsaufsicht und am 10. Dezember 1994 vom Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen genehmigt. Damit war die Stiftung errichtet und konnte ihre Arbeit aufnehmen. Den ersten Vorstand bildeten Barbara Lambrecht-Schadeberg als Stifterin und erste Vorsitzende, Landeskirchenrat Karl Heinz Potthast als geschäftsführender zweiter Vorsitzender, OStD Werner Kast, OStD Herbert Ochel und Landesdiakoniepfarrer Dr. Friedrich Thiele. Bis 2002 lag die Geschäftsführung bei Karl Heinz Potthast, von 2002 bis 2009 bei Herbert Ochel und ab 2009 bei OStD’in Christel Ruth Kaiser. Der Vorstand wird seit 1994 von einem Kuratorium sachkundig beraten.

Seit ihrer Gründung konnte die Barbara-Schadeberg-Stiftung das evangelische Schulwesen in Deutschland, aber auch in Polen, Lettland, der Slowakei, Tschechien, Rumänien, Ungarn und Österreich mit insgesamt 2.7 Millionen Euro unterstützen.

Dazu gehören verschiedene Förderinstrumente:

Unterstützung von Neugründungen und bestehenden Schulen: Über 250 einzelne Schulen und Internate – darüber hinaus auch wissenschaftliche Projekte – wurden gefördert, in den frühen Stiftungsjahren insbesondere als Anschub bei Schulgründungen in den neuen Bundesländern. Die Barbara-Schadeberg-Stiftung unterstützt dabei satzungsgemäß Projekte, die das evangelische Profil einer Schule stärken.

Barbara-Schadeberg-Preis: ein mit insgesamt 10.000,00 Euro dotierter Wettbewerb, der alle drei Jahre für beispielhafte Entwicklungen an drei evangelischen Schulen und Internaten vergeben wird, – demnächst wieder 2019.

Barbara-Schadeberg-Vorlesungen: zuerst 2001 in Kooperation mit der Eberhard- Karls-Universität Tübingen, dann 2002 mit der Universität Wien, 2004 mit der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2007 mit der Humboldt-Universität zu Berlin, 2010 mit der Stiftung Universität Hildesheim, 2013 mit der Universität Erfurt und zuletzt 2016 mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Für 2019 sind sie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster geplant. Die Vorlesungen richten sich an eine breite Öffentlichkeit in Pädagogik, Theologie und Schulpraxis. Sie werden regelmäßig in der Reihe „Schule in evangelischer Trägerschaft“ des Waxmann Verlages Münster veröffentlicht.

Wissenschaftliche Arbeitsstelle Evangelische Schule: im März 2003 gegründet von der Barbara-Schadeberg-Stiftung gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland in enger Zusammenarbeit mit dem Comenius-Institut in Münster. Die Arbeitsstelle mit Dienstsitz im Kirchenamt der EKD dient angesichts der wachsenden Bedeutung freier Schulen im Allgemeinen und evangelischer Schulen im Besonderen zu deren Unterstützung und Stärkung ihres evangelischen Profils durch gezielte Verknüpfung von Schulpraxis und Theorie in Forschung und Lehre, Ausbildung und Fortbildung. Geleitet wurde die Wissenschaftliche Arbeitsstelle bis Mai 2017 von OKR‘in Dr. Uta Hallwirth; derzeit wird die Wiederbesetzung der Stelle vorbereitet.

Zur Motivation des Engagements von Barbara Lambrecht Schadeberg:
Als „Kanzelschwalbe“ – so die Stifterin – habe der christliche Glaube immer eine tragende Rolle in ihrem Leben gespielt. Sie bewegte der Gedanke, was sie tun könne, um die „Gute Nachricht“ – das Evangelium – unter die Menschen zu bringen: „Ich habe den christlichen Glauben immer als die Basis empfunden, auf der ich mein Leben aufbauen kann.“ Sie wollte, dass insbesondere die Jugend mit evangelischer Lebenshaltung und der Botschaft von Jesus Christus auch an einem anderen Ort als allein in der Kirche in Berührung kommt. Kirchen sollten sich daher nach ihrer Meinung intensiver mit Schule befassen. Wissen um die Religion – so die Juristin – sei von zentraler Bedeutung, um einen eigenen, fundierten Standpunkt zu kulturellen wie gesellschaftlichen Entwicklungen zu finden: „Christliche Werte unserer Kultur verschwinden aus dem Bewusstsein. Gerade aber in Schulen sehe ich die Möglichkeit, dieses christliche Denken wieder an den jungen Menschen und über ihn an seine Eltern zu bringen.“ Darum hat die Miterbin der Krombacher Brauerei eine Stiftung ins Leben gerufen, mit der sie evangelische Schulen in ihrer spezifischen Profilbildung unterstützt.

Prof. Dr. Martin Schreiner
Der Hildesheimer Professor für Evangelische Theologie und Religionspädagogik ist von Anfang an Mitglied im Kuratorium der Barbara-Schadeberg-Stiftung und seit 2006 auch Berater des Vorstands. Er habilitierte sich 1995 an der LMU München mit einer Arbeit über evangelische Schulen als Lernorten christlicher Weltverantwortung und gilt seitdem deutschlandweit als Experte für Theorie und Praxis evangelischer Schulen. Seit 2013 ist er Vizepräsident für Stiftungsentwicklung an der Stiftung Universität Hildesheim. Er sagt: „An evangelischen Schulen ist religiöse Bildung selbstverständlicher Teil allgemeiner Bildung. Evangelische Schulen resignieren nicht, sondern prosignieren: Sie stehen für etwas ein, nämlich für die Erfahrbarkeit der Menschenfreundlichkeit des christlichen Gottes. Sie bieten Ermöglichungsräume für eine religionssensible Schulkultur inklusive interkultureller und interreligiöser Bildung.“ Er teilt die Überzeugung des Global Pedagogical Network – Joining in Reformation (GPENreformation), dass evangelische Schulen einen wichtigen Beitrag zur Achtung der menschlichen Würde und zum Gemeinwohl leisten, indem sie bestrebt sind, eine Kultur der Hoffnung, des Dienstes am Anderen und der Entfaltung eines und einer jeden zu entwickeln. Dadurch sollen die Lehrkräfte und die Lernenden in die Lage versetzt werden, mit Zuversicht in die Zukunft zu gehen.